Die Solawi Bodensee e.V. ist neben der Bildungsarbeit auch sehr aktiv im Bereich Umwelt- und Naturschutz. Im folgenden möchten wir einige unserer Projekte näher vorstellen.
Im Rahmen des Tür-Öffner-Tages der Sendung mit der Maus konnten wir zahlreiche Familien auf unserem Acker begrüßen und haben mit Ihnen zusammen Unterkünfte für Mauswiesel gebaut. Absoluter Höhepunkt für unserer fleißigen kleinen Bauhelfer war der Besuch von Christoph von der Sendung mit der Maus. Hier gibts es ein Video von der Aktion (2 Videos, nach „Mauswiesel“ suchen) sowie einen Artikel in der Schäbischen. Für alle die mehr über Mauswiesel wissen möchten hat unser Mitglied Uta hier einige Informationen zusammengestellt.
Ende Januar 2022 trafen sich interessierte Menschen auf dem Acker, um zusammen mit den Gärtnerinnen das Gelände für den Kompost neu zu planen und den Prozess der Kompostgewinnung zu optimieren. Ziel ist es, die unterschiedlichen organischen Bestandteile auf separaten Haufen zu sammeln und anschließend aus diesem Material eine Kompostmiete sinnvoll aufzuschichten. Sinnvoll bedeutet, dass der Kompost Licht, Luft, vor allem auch Sauerstoff bekommt, sodass das Material gut verrotten kann und weder schimmelt noch fault. Auch benötigt die Miete den direkten Bodenkontakt, damit alle Bodenlebewesen, Bakterien und Pilze sowie die guten, alten Regenwürmer dort einziehen können. Immer, wenn genügend Material angefallen ist, wird die Miete der Länge nach weitergebaut. Am Sammelplatz selbst werden Schilder aufgestellt, sodass alle, die Material bringen, genau wissen, wo sie es lagern sollen: Gemüseabfälle, Grünschnitt, holzige Pflanzenreste, Eierschalen, Kaffeesatz, aber auch Pferdemist von Sylvias Pferden. Mit dem richtigen Anlegen und Mischen aus all diesen Einzelbestandteilen lässt sich ein passendes Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis erreichen. Während holzige Materialien eher Kohlenstoff liefern, bieten wasserhaltige Materialien eher pflanzliche Eiweiß- und Stickstoffverbindungen. Das richtige C/N-Verhältnis ist wesentlich, denn wenn der Kohlenstoffanteil zu hoch ist, verläuft die Zersetzung langsamer; ist es umgekehrt, läuft die Zersetzung zu schnell ab und es kommt zum Beispiel zu Stickstoffverlusten und einer instabilen Humusstruktur.
Nachdem es im Herbst 2021 einen Workshop zum Bau eines Bokashi-Eimers gab, sollten noch einige wichtige (!) Informationen zu dessen weiterer Nutzung beachtet werden: Im Bokashi-Eimer leben Milchsäure-Bakterien; man kann auch Effektive Mikroorganismen (EM) hinzufügen, um den Prozess zu beschleunigen. EM sind vorwiegend anaerobe Organismen, die keinen (!) Sauerstoff benötigen und bei Kontakt mit Sauerstoff entweder kaputtgehen oder inaktiv werden. Daher muss auch der Deckel des Bokashi-Eimers immer wieder fest verschlossen werden. Außerdem lieben sie es sauer. Der optimale pH-Wert für die Bokashi- Bakterien liegt bei etwa 5.
Im Kompost hingegen leben Kompostwürmer; sie atmen über die Haut. Damit sich der nötige Sauerstoff aus der Luft in den Würmern lösen kann, ist ein Gleichgewicht innerhalb der Schleimhaut wichtig. Ein pH-Wert von 5 oder weniger stört aber dieses Gleichgewicht und damit die Atmung. Die in den EM enthaltenen Milchsäure-Kulturen stellen daher eine direkte Gefahr für die Schleimhaut der Würmer dar. Deshalb gilt es zu beachten: Ein Vermischen von 2-3 Wochen alten Bokashi-Resten mit dem Komposthaufen wird alle Regen- und Kompostwürmer für lange Zeit daraus vertreiben. Es ist daher wichtig, den Inhalt des Bokashi-Eimers am besten an anderer Stelle im Garten an der Luft vererden zu lassen. Erst dann verliert das Bokashi seine Schärfe und die Zellstrukturen des Bokashi-Gutes lösen sich dann erst auf. Nach 2 bis 6 Wochen ist der vererdete Bokashi ein hervorragendes Wurmfutter, denn die Würmer können nun mit den aufgebrochenen Zellstrukturen etwas anfangen. Regen- und Kompostwürmer werden zwar von den Nährstoffen aus den Bokashi- Resten angezogen, aber erst, nachdem der Prozess des Vererdens fast ganz abgeschlossen ist.
Die Solawi-Bodensee hat zudem im Winter 21/22 einen Kon-Tiki gekauft – einen Pyrolyse- Ofen zur Herstellung von Pflanzenkohle. Die Anschaffung konnte im Rahmen der Postcode-Lotterieförderung gemacht werden.
Als Pflanzenkohle bezeichnet man Kohle, die aus organischen Stoffen in einer Atmosphäre von Sauerstoffmangel hergestellt wird – ungefähr bei einer Temperatur von 560-680° C. Dadurch bleibt mehr Kohlenstoff in der Kohle gebunden und auch über einen längeren Zeitraum gespeichert. In der Kompostmiete wird die Pflanzenkohle mit Nährstoffen und Wasser aufgeladen und erst danach in den Boden eingebracht! Mithilfe des Kontikis lässt sich also der Atmosphäre CO 2 entziehen und langfristig wieder im Boden binden. So können wir, zusammen mit dem Humusaufbau auf dem Acker, einen (kleinen) Beitrag für eine bessere CO 2 -Bilanz leisten.
Terra Preta – die sogenannte schwarze Erde – ist die Bezeichnung für einen fruchtbaren anthropogenen Boden, den man im Amazonasbecken gefunden hat. Anthropogen deshalb, weil es sich nicht um einen natürlichen Boden handelt, sondern um einen, der über Jahrhunderte durch die Bewirtschaftung entstanden war; er bestand aus einer Mischung von Holz- und Pflanzenkohle, Dung, Kompost sowie menschlichen Fäkalien, manchmal auch Knochen oder Fischgräten. Mit dieser Mischung aus kompostiertem oder fermentiertem Material reicherten die Indios ihren Boden an. Für uns kommen jedoch menschliche Fäkalien, Knochen oder Fisch- und Fleischreste nicht in Frage, denn diese zu verkompostieren bedarf spezieller Erfahrung und auch längerer Kompostierungszeiten. Bereits im April 2019 fand auf dem Gelände der Solawi eine Fortbildung zur Herstellung von Terra Preta statt, die von Helgard Greve von der SoHuWi (Solidarische Humuswirtschaft) in Göttingen geleitet wurde ( https://humusbildung-goettingen.de/projekt ). Im Ackerjournal Ausgabe Sommer 2021 findet sich ein Artikel zu Terra Preta sowie Literaturtipps.